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Setzt dir bloß keine Grenzen beim Träumen – Ein Interview mit der Schülerautorin Caren Meyer

Unsere Schülerin Caren Meyer besucht aktuell die 12. Klasse an der Sport- und Kreativitätsgesamtschule und bereitet sich auf ihr Abitur vor. Ganz nebenbei schreibt Caren Gedichte und Romane. Eines der Gedichte hat sie nun im Sammelband der Bretano-Gesellschaft veröffentlichen können. Es heißt „Lieben und Hassen“. Ihr erster Roman „Change“ wird lektoriert und Caren plant dessen Veröffentlichung. Wir haben mit der 18-Jährigen übers Schreiben, Lieblingsautoren und ihren Lieblingsort gesprochen und erfahren, dass man sich bloß keine Grenzen setzen soll.

Hallo Caren, schön, dass du da bist! Vorweg, wie kam es eigentlich zur Veröffentlichung deines Gedichtes?

Also, ich hab‘ gar nicht damit gerechnet. Ich schreib‘ ja schon seit einer längeren Zeit Gedichte und hab‘ dann so im Internet gesucht, was ich damit überhaupt anstellen kann. Und das Erstbeste, was mir vorgeschlagen wurde, war dieser Wettbewerb. Das sah sehr seriös aus. Dann hab ich mir ein Gedicht rausgesucht, dass ich vom Klang und Inhalt her schön fand, und unter einer bestimmten Kategorie des Wettbewerbs hochgeladen. Und dann hatte ich das schon wieder vergessen. Auf einmal kam ein Brief mit der Nachricht „Herzlichen Glückwunsch, wir wollen Sie gerne als Autorin dort eintragen.“.

Und jetzt hast du das Buch schon zu Hause… wie haben deine Familie und Freunde reagiert?

Sie waren echt überrascht und fanden es richtig cool. Eigentlich, wenn ich mir das anschaue und das Gedicht sehe, glaubt man das gar nicht (lacht).

Das Gedicht „Lieben und Hassen“ zeigt eine ziemlich starke Gefühlslage. Warum hast du dieses Gedicht ausgewählt, um es einzuschicken? Und was ist typisch für deine Gedichte?

Weil es für mich ziemlich viel Bedeutung hat. Ich fand den Inhalt sehr gut und da ist einfach viel Gefühl dabei. Ja, meine Gedichte sind alle sehr gefühlvoll, da werden Emotionen verarbeitet und rein gepackt. Und da wird aus etwas Schlechtem etwas Schönes gemacht.

Du meinst zum Beispiel schlechte Gefühle?

Ja, wenn ich schlechte Gefühle habe oder Schmerz verarbeite, kommt das in den Gedichten raus. Ich schließe damit ab. Ich hab‘ die Angewohnheit, dass ich sie alle ausdrucke. Ich hab‘ zu Hause eine kleine Höhle, da ist mein Sitzsack und eine Lichterkette und drumherum sind alle meine Gedichte, die ich jemals geschrieben habe, mit einer Pinnnadel an die Wand gehängt. Das ist wie so eine Geschichte mit den verschiedenen Abschnitten meines Lebens.

Wann hast du eigentlich mit den Gedichten begonnen?

Ich habe das erste Gedicht bei Frau Wriedt im Deutsch-Unterricht angefangen. Uns wurde ein Thema genannt und die Struktur erklärt. Und nachdem wir eins geschrieben hatten, war ich so der Meinung, dass das erste Gedicht schön klang und wollte das mit eigenen Gefühlen nochmal ausprobieren. Und das war auch das erste richtige, eigene Gedicht „Lieben und Hassen“. Das habe ich damals noch im Unterricht, anstatt die anderen Aufgaben zu machen, weiter geschrieben. Ich war zu diesem Zeitpunkt sehr sehr wütend und hab die Laune raus gelassen. Und das fand ich auch cool und habe dann angefangen, mit schwierigen Dingen so umzugehen und sie in Gedichte zu setzen.

Und wie ist dann der Roman „Change“ entstanden? Auch aus Gefühlen heraus?

Der ist entstanden, weil ich immer Filme gesehen oder Bücher gelesen haben, bei denen ich dachte, hätte man doch dieses Gefühl stärker herausgebracht oder warum ist das Ende so doof. Da dachte ich mir, mach‘ es doch einfach selbst, schreib selbst. Und ich erfinde mir immer so viele neue Geschichten, wenn ich Musik höre oder eine Person betrachte. Und darum habe ich mir gedacht, ich schreibe diesen Roman.

Worum geht es in diesem Roman genau?

Ich wollte eine Welt bauen, in der man trotz Angstzuständen, Depressionen oder dem Gefühl, nicht genug zu sein, sich trotzdem ein schönes Leben bauen kann. Also ich probiere auch hier aus was Schlechtem ein Happy End zu machen.

Also bist du eher der Happy End-Befürworter?

Ja, definitiv.

Wer ist denn eigentlich dein Lieblingsautor?

Oh, das ist ganz ganz schwierig. Ich mag die Bücher von Mona Kasten. Sie schreibt auch Romane, spannende, kitschige Geschichten. Und Lilly Lucas hatte ich einmal in meinem Vortrag drin und hatte sie deswegen persönlich angeschrieben und hab mit ihr auch geschrieben. Ihre Bücher habe ich auch gelesen.

Und welches Buch hast du zu Letzt gelesen?

Hmm, das ist lange her. Seitdem ich meine eigenen Romane schreibe, hab‘ ich keine Zeit mehr für andere Bücher. Und ich fang‘ auch jetzt gerade mit dem zweiten Buch an. Aber ich habe angefangen auf Englisch zu lesen. Zum Beispiel ein Buch von Rachel Hawkins.

Nun hast du ein zweites Buch erwähnt. Was verarbeitest du darin thematisch?

Ich hab‘ schon einen ganzen Hefter mit Stichpunkten und die ganze Story zu Ende geschrieben. Und dann werde ich es Kapitel für Kapitel schreiben und verliere nicht den roten Faden. Dann verliere ich auch nicht den Punkt, da ich neben der Schule nicht so viel Zeit habe daran zu schreiben.

Es geht um Perfektionsprobleme, der Drang, immer alles besser zu machen, in allem gut zu sein und auch wieder um ’ne krasse Psyche. In dem Buch geht es um ein Mädchen, was ein krankes Bild von sich selbst hat, sich zu dick findet und sie schreibt ihre Körpermaße jeden Abend auf. Sie ist sehr arrogant, aber auch sehr einsam und hat keine Freunde. Aber es ist eine Story, in der man sich auch verändern kann und die zeigt, dass es so nicht weitergehen muss.

… also auch ein Buch mit Happy End?

Ja (lacht). Das ist ein bisschen ein Muss für mich. Das kann ich gar nicht leiden – auch bei Filmen. Ich denke, dass jeder ein Happy End verdient, egal welche Geschichte sich hinter der Person verbirgt.

Apropos, was guckst du gern für Filme?

Also ich bin so’n Typ, dass die eine Seite von mir gerne Actionfilme, zum Beispiel Marvelfilme, sieht. Die andere Seite ist eher kitschig und guckt gerne romantische Filme. Aber ich hab‘ wenig Zeit, weil ich die ganze Zeit neue Pläne mache und gerade auch überlege, wie ich den Roman veröffentliche.

Du meinst deinen Roman „Change“?

Ja genau. Diesen Monat ist der Roman im Lektorat und dann schickt die Lektorin mir ihn wieder zu. Dann schau ich da drüber und bearbeite es nochmal. Und dann suche ich einen Verlag. Und wenn es nichts wird, dann drucke ich es mir selbst aus und schenke es meinen Freunden oder so. Es ist einfach eine schöne Idee, ein eigenes Buch zu haben.

Nicht zu vergessen ist ja, dass du nächstes Jahr Abi machst. Weißt du schon, wie es dann weitergeht?

Ja, aber ich hab das, was ich machen will, erst relativ spät herausgefunden, weil ich immer dachte, dass ich nichts kann. Ich möchte Film studieren, Filmregie oder Drehbuch schreiben lernen oder Schauspiel. Ich war zwei Wochen am Set von Tribute von Panem dabei und hab da herausgefunden, wie viel Spaß es mir macht. Es war ziemlich cool. Ich wusste auch nicht, dass ich Spaß am Schauspielern habe, dass ich zum Beispiel auf Knopfdruck weinen kann.

Also hast du dort auch herausgefunden, dass dir die Arbeit am Filmset Spaß macht. Wie war das mit dem Schreiben?

Also ich schreib schon seit der Grundschule. Da habe ich mir Mini-Stories ausgedacht und aufgeschrieben. Ich war auch immer diejenige, die meiner kleinen Schwester Gute-Nacht-Geschichten erzählt hat. Ich hab‘ mir immer coole Sachen ausgedacht und die Geschichten noch für mich weiter erzählt, obwohl meine Schwester schon längst geschlafen hat. Es war schon immer ein Teil von mir, aber ich hab‘ es vor zwei Jahren erst so richtig umgesetzt.

Deswegen würde ich auch allen empfehlen: Einfach machen. Ich setze meinen Träumen keine Grenzen. Ich mach das, was ich will und warum soll man warten? Deswegen mach‘ ich auch so viele Sachen gleichzeitig, aber wenn es mir zu viel wird, stelle ich Dinge einfach nach hinten. Nur mir wäre das Leben zu langweilig, wenn ich nur die Schule hätte.

„Einfach machen und sich keine Grenzen setzen“ ist gewissermaßen dein Credo und ein sehr schöner Abschluss und Anstoß für uns alle. Vielen Dank, dass du dir heute die Zeit genommen hast und wir wünschen dir ganz viel Erfolg bei deinen vielen Projekten!

Wir sprachen mit Caren Meyer am 26. Januar 2023.

Caren schreibt am liebsten in ihrer „Höhle“, umgeben von den Gedichten, die sie schon geschrieben hat.

Das Gedicht „Lieben und Hassen“ von Caren Meyer ist erschienen in: Frankfurter Bibliothek 2023, Jahrbuch für das neue Gedicht, Offenback am Main.

Veröffentlicht
7. Februar 2023
Laura Sprave